Fußverkehr in Frankreich

Organisiert vom französischen Wanderverband FFRP in Kooperation mit den Fußgängerverbänden Rue de l´avenir, 60 Millions de piétons und Place aux piétons, fand am 17. September 21 der erste nationale Fußverkehrkongress Frankreichs in Marseille statt. Vorgestellt wurden die Ergebnisse der Umfrage zu fußgängerfreundlichen Städten, außerdem wurden Forderungen an die Politik formuliert. 

Fußgänger in Paris
Fußgänger in Paris | © pixabay

Baromètre des villes marchables : 43.000 Französ*innen füllten den Onlinefragebogen zwischen Dezember 2020 und März 2021 komplett aus. Darüber wurden sowohl Bedürfnisse von Fußgänger*innen identifiziert als auch 200 Städte hinsichtlich ihrer Fußgängerfreundlichkeit bewertet. Am besten schnitt Acigné (Ille-et-Villaine) ab, am schlechtesten bewertet wurden Marseille und Aubervilliers (Seine-Saint-Dennis). 82% der Teilnehmenden gehen regelmäßig im Alltag (einkaufen, zur Arbeit), 58% in der Freizeit (Tourismus, Spazieren gehen), 54% wegen Sport / Gesundheit. Überall in Frankreich liegt das Auto bei der Fortbewegung vorne – außer in Paris. Am wenigsten wird in reinen Wohnvierteln um die Städte gelaufen, da hier alle Orte des täglichen Lebens zu weit entfernt sind. Als Grenze der Wegstrecken, die zu Fuß zurückgelegt werden, gelten 5 km. 

69% der Befragten bemängeln Hindernisse auf Bürgersteigen (Restaurants, Schilder, Mülleimer), 67% parkende Autos auf Fußwegen, 70% wünschen besser ausgestattete Wege (Bänke, Toiletten, Trinkwasser), 60% fühlen sich durch Autoverkehr belästigt oder gefährdet; 54% sehen im Ausbau des Radverkehrs eine Gefahr.

Menschen ab 35 wünschen vor allem sichere, breitere, gut instand gehaltene, gut beleuchtete (Frauen) Fußwege. Bei jüngeren (bis 34) kommt hinzu, dass sie Wege im Grünen / begrünte Wege wünschen.

 

Top fünf der Verbesserungsforderungen:

1.       Breitere, gut instand gehaltene Fußwege ohne Hindernisse

2.       Fußwege nur für Fußgänger

3.       Parken auf Fußwegen stärker ahnden

4.       Geschwindigkeitsbegrenzungen in Bereichen, in denen Fußgänger unterwegs sind

5.       Schaffen durchgängiger Fußwegenetze in Städten

         

In Workshops wurden Themen rund um den Fußverkehr beleuchtet, z.B. wurde der Frage nachgegangen, wie nachhaltig dazu beigetragen werden kann, dass mehr Menschen mehr gehen. Auch wurden Beispiele aus anderen europäischen Ländern vorgestellt, z.B. Brüssel oder Siena. Eine Aussage war beispielsweise, dass der Weg zu öffentlichen Verkehrsmitteln bzw. zwischen diesen 5 Minuten nicht überschreiten sollte. Brüssel will in den nächsten Jahren 65.000 Parkplätze abbauen und diesen Platz Fußgängern (das beinhaltet auch Spielzonen, etc.) zur Verfügung stellen. Die Innenstadt von Siena ist bereits seit den 60er-Jahren für den Autoverkehr gesperrt, was heute sehr begrüßt wird.

Diskustiert wurde auch das Verhältnis zwischen Radfahrern und Fußgängern. Beide Fortbewegungformen werden in Frankreich zur "Mobilité active" zusammengefasst. Eine Studie zu fahrradfreundlichen Städten zeigt, dass die fahrradfreundlichsten Städte dieselben sind wie die fußgängerfreundlichen. Eine Forderung ist, dass Fußgänger und Radfahrer Platz zurückgewinnen müssen. Dabei sei darauf zu achten, dass diese beiden Fortbewegungsformen nicht in Konkurrenz zueinander treten. Finanzielle Mittel sollten für den Ausbau fußgänger- und fahrradfreundlicher Infrastruktur müssen gerecht verteilt werden, Fuß- und Radwege voneinander getrennt sein. 

 

Am Ende der Veranstaltung stand die Forderung nach einer Nationalen Fußverkehrsstrategie. Gefordert werden:

  • Zuständige Ansprechpartner*innen im Ministerium, bzw. ein zuständiges Ministerium
  • Verantwortliche für Fußverkehr in allen Kommunen
  • Förderung / Finanzielle Mittel zum Ausbau des Fußverkehrs
  • Sichere Fußwege (Geschwindigkeitsbegrenzungen, sichere Übergänge, Fußwege nur für Fußgänger.

 

Deutlich wurde bei den Beiträgen, dass sich viele der Inhalte auf die Situation in Deutschland übertragen lassen.

 

Mehr Infos zum Kongress und zu den Ergebnissen der Studie gibt es hier