Am 01. September 2023 fand im Rahmen des Caravan Salon Düsseldorf das Fachforum Wandern statt. Thematisch ging es um die aktuellen Herausforderungen für Wandern und Wege.

Insbesondere mit Blick auf die Wanderwege und Infrastruktur, Besucherlenkung sowie seine Rahmenbedingungen steht das Wandern aktuell und in Zukunft vor großen Herausforderungen. Unter dem Titel „Wandern 2030 - Herausforderungen für Wandern und Wege“ hat der Deutsche Wanderverband gemeinsam drei dieser Herausforderungen beleuchtet. Drei Referent*innen stellten jeweils unterschiedliche Perspektiven vor; im Anschluss daran gab es einen Austausch im Rahmen einer Podiumsdiskussion.

 

Im ersten Impulsvortrag widmete sich Dr. Petra Holz, stellvertretende Geschäftsführerin des Eifelvereins, dem Thema „Ehrenamt – Wie sieht die Zukunft der Wegearbeit aus?“. Sie skizzierte, dass es zunehmend schwieriger werde, den Vereinsaufgaben nachzukommen angesichts der zunehmenden Überalterung und des sinkenden Bereitschaft der Vereinsmitglieder für die Übernahme von verantwortungsvollen Aufgaben. Notwendig sei mehr Partizipation der Basis und einer Steigerung der Motivation durch innovative Projekte.


In seinem Impulsvortrag „Zerreißprobe für den Wald – Waldfunktionen gegen oder miteinander im Klimawandel?“ erläuterte Malte Campsheide, Geschäftsführer des Deutschen Forstvereins, die Multifunktionaliät des Waldes sowie die aktuellen Herausforderungen, die sich daraus ergeben. Seiner Ansicht nach braucht es ein zielgerichtetes und variables Förderprogramm, das alle Waldfunktionen gleichermaßen berücksichtigt. Zudem sei ein breiteres Wissen über Kennzahlen zur Besucherzahl im Wald genauso wichtig für die Vorbeugung von Konflikten wie das Informieren von Menschen und Generieren von Mitgliedern.


Markus Hallermann, einer der Geschäftsführer von komoot, ging in seinem Vortrag "Digitale Besucherlenkung: Datengrundlagen, Markt und Reichweiten" der Frage nach, wie Daten von A (z.B. ein Wegewart) nach B (z.B. eine wandernde Person) kommen. Nur wo sehr hoher Besucherdruck vorliegt, seien Einschränkungen der Nutzung nötig. In allen anderen Fällen ist laut Herrn Hallermann der beste Ansatz Freizeitsportler*innen zu erreichen, diese zu informieren und ihnen Empfehlungen zu geben. Trotz der Herausforderungen, die damit einhergehen, zeigte sich Hallermann zuversichtlich: Da die open-source Weltkarte OpenStreetMap (OSM) zu 99 % von allen Routenportalen und -apps genutzt wird, biete es sich an, alle Daten dort einzupflegen. Wichtige Daten wie das Schwierigkeitsverhältnis eines Weges oder Jagd- und Brutzeiten können mit den Wegen verknüpft werden und können somit einheitlich bei allen App-Nutzenden landen.


Für alle Vortragenden stellen die Auswirkungen des Klimawandels und die gestiegene Nutzung des Waldes zu Erholungszwecken seit Beginn der Corona-Pandemie eine  Herausforderung dar. Ebenso klang in den drei Vorträgen an, dass Netzwerken und der Austausch der verschiedenen Interessensgruppen untereinander wichtige Bausteine für eine angepasste Besucherlenkung sind.

In der anschließenden Podiumsdiskussion, an der neben den drei Vortragenden auch Ute Dicks, Geschäftsführerin des Deutschen Wanderverbands, und Dr. Eckhard Heuer vom Referat für Nationale Waldpolitik, Jagd, Kompetenzzentrum Wald und Holz des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) teilnahmen, wurden die vorgestellten Themen dann vertieft. Zudem gab es spannende Fragen aus dem Publikum. Eine Frage bezog sich beispielweise auf die Möglichkeit, die Erholungsfunktion des Waldes finanziell zu fördern. Aktuell - so die Rückmeldung - gebe es zwar kein Bundesförderprogramm; dank eines Förderprogramms im EU-Agrarrahmen könnte es für Privatwaldbesitzer*innen aber bald möglich sein, Naturschutz- und Allgemeinwohl-Angelegenheiten fördern zu lassen. Eine andere Person aus dem Publikum fragte nach der Perspektive innerhalb der Wandervereine. Nach Aussage von Frau Holz nimmt die Zahl derer, die sich in Vereinsstrukturen einbringen, ab, wodurch es immer weniger Verantwortliche für die Wegepflege gibt. Gleichzeitig gebe es aber auch eine große Motivation und Interesse an technischen Möglichkeiten. Das seien wichtige Chancen für die Vereinsarbeit.

 

Ein längerer Diskussionspunkt war die Frage nach der Zuständigkeit für die Wegemarkierung und -sicherung sowie die entsprechende Datenübertragung. Ein Vorteil von OpenStreetMap sei, dass es frei zugänglich und damit für jede*n nutzbar ist. Insofern sei es denkbar, dass beispielweise Wegewart*innen bei ihrer jährlichen Begehung die gewonnenen Daten direkt in OSM übertragen. Demgegenüber wurde eingewendet, dass Vereine bereits jetzt überlastet seien; noch mehr Verantwortung und eine steigende Anspruchshaltung seitens der Gesellschaft seien nicht ohne Hilfe zu schultern. Besser wäre es, Geld in die Hand nehmen, mit dem einige wenige aber umso besser motivierte Menschen für die Datenübertragung in OSM gewonnen werden können. Auch über die Rolle von Förster*innen wurde diskutiert. Ihnen komme zunehmend mehr Verantwortung zu, denn durch immer mehr Totholz in den Wäldern sei die Verkehrssicherheit der Waldbesucher*innen zunehmend gefährdet. Niedrigschwellige Möglichkeiten, Informationen über Totholz oder Drückjagden und Sperrungen digital zu kommunizieren, könnten daher auf offene Ohren stoßen. Kritisch wurde allerdings angemerkt, dass die Verantwortung von den Schultern dieser Personengruppe genommen werden kann, wenn man den folgenden Satz ernst nehme: Das Betreten des Waldes erfolgt immer auf eigene Gefahr. 

 

Die Präsentationsfolien sowie eine ausführlichere Mitschrift der Podiumsdiskussion finden Sie hier zum Download: