Leitfaden „Mountainbike-Konflikte verstehen und lösen“ vom DAV
Stakeholder-Dialoge sind auf dem Weg zum Interessensausgleich unverzichtbar. Der Leitfaden „Mountainbike-Konflikte verstehen und lösen“ des Deutschen Alpenvereins vermittelt praxisnahe Methoden zur Lösung von Nutzungskonflikten im Mountainbike-Tourismus. Im Zentrum steht ein moderierter Dialogprozess, der in bayerischen Modellregionen erprobt wurde. Der Leitfaden bietet konkrete Handlungshilfen für Kommunen und Akteur*innen vor Ort – anpassbar, dialogorientiert und lösungsfokussiert.
Ausgangslage
Mit der zunehmenden Beliebtheit des Mountainbikens stiegen auch die Nutzerzahlen in Natur- und Erholungsräumen rasant an. Die Folge: ein wachsender Nutzungsdruck auf sensiblen Flächen, der sich in Form sozialer, ökologischer und ökonomischer Konflikte äußerte. Unterschiedliche Interessenlagen trafen aufeinander – von sportlich motivierten Bikenden über erholungsuchende Wandernde bis hin zu Forstwirtschaft, Jagd, Naturschutz und Grundeigentümer*innen. Gleichzeitig herrschte Unsicherheit über rechtliche Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten. Besonders herausfordernd war die geringe Organisation innerhalb der Mountainbike-Community, wodurch klare Ansprechpersonen häufig fehlten.
Umsetzung
Der Leitfaden „Mountainbike-Konflikte verstehen und lösen - Moderierte Stakeholder-Dialoge als Weg zum Interessenausgleich“ entstand als Ergebnis des Projektes „Bergsport Mountainbike – nachhaltig in die Zukunft“. Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz und umgesetzt vom Deutschen Alpenverein (DAV) wurden praxisnahe Ansätze zur Lösung von Nutzungskonflikten im Mountainbike-Bereich entwickelt. Im Fokus stand die Entwicklung nachhaltiger Besucherlenkungskonzepte in Modellregionen (Bad Tölz-Wolfratshausen und Oberallgäu), insbesondere durch moderierte Dialogprozesse vor Ort. Die Projektergebnisse wurden in einem umfassenden Leitfaden aufbereitet, der auf 18 Seiten solides Wissen rund um Mountainbiken, Konfliktarten, Kommunikationsmodelle und die Interessen der beteiligten Akteursgruppen zusammengefasst. Ergänzend entstanden zwei weitere Publikationen zu den Themen „Haftung & Recht MTB“ sowie „Instandhaltung von Shared Trails“.
Um tragfähige Lösungen zu entwickeln, setzte der DAV auf einen strukturierten, partizipativen Ansatz. In den Modellregionen fanden jeweils fünf moderierte Runde-Tisch-Veranstaltungen statt. Ziel war es, auf Augenhöhe miteinander ins Gespräch zu kommen, gegenseitiges Verständnis zu fördern und gemeinsam akzeptierte Lösungen – etwa zur Wegeführung – zu erarbeiten. Das Vorgehen wurde im Projektverlauf praktisch erprobt: In kleinen, gemischten Arbeitsgruppen wurden konkrete Streckenvorschläge diskutiert, priorisiert und abgestimmt. Es zeigte sich, dass der Perspektivwechsel – etwa durch gemeinsame Ortsbegehungen oder moderierte Gespräche – eine zentrale Rolle für die Annäherung spielte. Auch die gezielte Öffentlichkeitsarbeit, u. a. über die Kampagne „Natürlich Biken“, unterstützte die Vermittlung der Projektinhalte.
Die Moderation übernahm zunächst der DAV, wurde später aber bewusst an ortsnahe, neutrale Personen übergeben. Dabei war nicht Fachwissen ausschlaggebend, sondern ein gutes Gespür für lokale Dynamiken und persönliche Netzwerke. Auch das Setting der Runden Tische wurde gezielt gestaltet: kleinere Gruppen statt großer Plena, vorbereitende Einzelgespräche und transparente Informationsweitergabe vorab halfen, Hemmschwellen abzubauen und gemeinsame Lösungen zu ermöglichen.
Beteiligte
- Deutscher Alpenverein e. V.
- Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz
- Bayerisches Landesamt für Umwelt
- Kommunen und Landkreise der Modellregionen, Forst- und Landwirtschaft, Jagd, Naturschutz, Grundstückseigentümer*innen
- Vertreter*innen aus Tourismus, Sport- und Radvereinen sowie der unorganisierten Mountainbike-Szene
Was Sie mitnehmen können:
- Das Projekt hat gezeigt: Konflikte im Outdoor-Bereich sind lösbar – wenn frühzeitig, offen und strukturiert kommuniziert wird.
- Eine entscheidende Rolle spielt die Moderation: Sie muss neutral, ortsnah und vertrauenswürdig sein, ohne zwangsläufig Fachexpertise mitzubringen.
- Kleine, gemischte Gruppen fördern ehrliche Gespräche; große Runden erzeugen sozialen Druck und verfestigen Fronten.
- Wichtig ist außerdem, dass alle Beteiligten auf demselben Informationsstand sind – nur so lässt sich Missverständnissen vorbeugen.
Der Leitfaden bietet hierfür ein praxiserprobtes Werkzeug, das flexibel an regionale Gegebenheiten angepasst werden kann. Auch wenn es keine Blaupause für jede Region gibt, bleibt der zentrale Grundsatz: Der Dialog ist der Schlüssel – nicht das Durchsetzen von Einzelinteressen. Außerdem ist es auf dem Weg zu Lösungen wichtig zu klären, ob es sich um einen Konflikt oder nur um ein Missverständnis handelt.
Deutscher Alpenverein e.V.
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Dieser Text wurde in Zusammenarbeit mit Tour Konzept eG ausgearbeitet.