Leitfaden zur Pflege und Unterhaltung des touristischen Wanderwegenetzes in Thüringen
Mit dem 2021 veröffentlichten Leitfaden steht ein praxisorientiertes Werkzeug zur Verfügung, das die Bewertung, Priorisierung und Umsetzung von Maßnahmen zur Pflege und Unterhaltung von Wanderwegen unterstützt. So werden Wegequalität gesteigert, naturnahe Strukturen erhalten und die knappen Mittel zielgerichtet eingesetzt.
Ausgangslage
Maßgeblich für die Entwicklung des Wandertourismus in Thüringen ist die im Jahr 2017 veröffentlichte Touristische Wanderwegekonzeption Thüringen 2025. Mit ihrer Umsetzung rückt die Entwicklung und Sicherung marktgerechter, qualitativ hochwertiger Angebote stärker in den Fokus. Dies bedeutet, dass für eine begrenzte Zahl ausgewählter Wanderwege ein konsequentes Qualitätsmanagement etabliert wird.
Seit 2018 ist die ThüringenForst-AöR mit der hoheitlichen Aufgabe betraut, das touristisch bedeutsame Wanderwegenetz zu pflegen und zu unterhalten. Hierfür erhält die Landesforstanstalt vom für Tourismus zuständigen Ministerium jährlich kostendeckende, zweckgebundene Zuweisungen von bis zu zwei Millionen Euro.
Etwa 85 % der touristischen Wanderwege in Thüringen verlaufen auf land- und forstwirtschaftlich genutzten Wegen. Dies kann zu Interessenkonflikten führen, da die Ansprüche der Wandernden hinsichtlich Qualität und Naturerlebnis gestiegen sind.
Für die Umsetzung von Maßnahmen zur Sicherung und Verbesserung der Wegequalität sind definierte Standards notwendig. Es galt, objektiv zwischen sinnvollen und weniger sinnvollen Vorhaben zu unterscheiden, begrenzte Ressourcen gezielt einzusetzen und ein gemeinsames Verständnis für Qualität zu entwickeln.
Umsetzung
Vorschläge für konkrete Pflegemaßnahmen am touristischen Wanderwegenetz werden beispielsweise über die jeweiligen Städte und Gemeinden oder Wandervereine in Form von Projektanträgen bei dem zuständigen Forstamt eingereicht. Dort wird die Maßnahme konkretisiert sowie die Art und Weise der Umsetzung festgelegt. Darüber hinaus werden Kosten kalkuliert und notwendige Genehmigungen eingeholt.
Bei genauerer Betrachtung wird schnell deutlich: Ein gut befahrbarer Wirtschaftsweg ist nicht automatisch ein attraktiver Wanderweg und ein schlecht befahrbarer Wirtschaftsweg ist nicht automatisch ein ungeeigneter Wanderweg.
Jeder Antrag auf eine Maßnahme wird daher hinsichtlich seines Mehrwerts für den Wandertourismus geprüft. Im Einzelfall wird entschieden, welche Wegequalität angemessen ist – stets unter Abwägung von Kosten und Nutzen. Der Leitfaden unterstützt beide Seiten dabei, die Situation objektiv zu bewerten.
Durch ein Ampelsystem, praxisnahe Checklisten und zahlreiche bebilderte Beispiele erleichtert der Leitfaden eine einheitliche Beurteilung. Das System schafft Transparenz, reduziert Fehlinterpretationen und trägt zur Steigerung der Qualität der eingereichten Anträge bei.
Eine besondere Herausforderung zu Beginn war die Vielzahl an Anträgen seitens der Kommunen, bei denen Instandsetzungen bestehender Schotterwege sowie der Ausbau von unbefestigten Wegen im Fokus standen – Maßnahmen, die aus Sicht der Wandernden nicht immer attraktiv oder zielführend waren. Wichtig war auch, eine Abgrenzung zu regulärer Wegeunterhaltung zu finden: es sollen nur solche Maßnahmen berücksichtig werden, die über den forstlichen Standard hinausgehen.
Zwischen 2022 und 2023 fanden mehrere Informationsveranstaltungen statt – intern für die Forstämter (Theorie und Praxis) sowie extern für Partner wie beispielsweise Wegewarte. Diese Formate trugen wesentlich zur Bekanntheit des Systems und zum Wissensaustausch bei.
Beteiligte
- ThüringenForst-AöR
- Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ländlichen Raum
- Thüringer Tourismus GmbH
- Regionale Tourismusorganisationen, Gebietskörperschaften, Großschutzgebiete und Wandervereine als Kooperationspartner
Was Sie mitnehmen können:
- Präzise Zieldefinition: Frühzeitige und klare Kriterien helfen, Maßnahmen gezielt zu priorisieren.
- Weniger ist mehr: Durch fundierte Beurteilung können unnötige oder redundante Maßnahmen vermieden werden.
- Perspektivwechsel: Die Sichtweise der Wandernden unterscheidet sich oft von der forstlichen Sicht – Im Fokus steht Attraktivität statt nur Befahrbarkeit.
- Learning by Doing: Viele Ansätze mussten ausprobiert und weiterentwickelt werden – eine längere Vorbereitungszeit wäre hilfreich gewesen.
ThüringenForst-AöR
Hallesche Straße 20 · D-099085 Erfurt
Internet: www.thueringenforst.de
Link:
Hier gelangen Sie zum Download des Leitfadens.
Dieser Text wurde in Zusammenarbeit mit Tour Konzept eG ausgearbeitet.