Dialog auf Augenhöhe

„Wie sich Jäger, Geocacher und Co. vertragen“ heißt der Titel einer Pressekonferenz des Deutschen Wanderverbandes (DWV) im Rahmen der Messe „Jagd und Hund“ in Dortmund. Gemeinsam mit Vertretern des Deutschen Jagdverbandes und der Geocaching-Szene  werden dort am 1. Februar Ergebnisse des DWV-Projektes „Natursport.Umwelt.Bewusst“ vorgestellt. 
Dass sich der Wanderverband zur Präsentation seiner Ergebnisse die größte Jagdmesse Europas ausgesucht hat, ist kein Zufall.

Natursport.Umwelt.Bewusst
Natursport.Umwelt.Bewusst | © Deutscher Wanderverband

In seinem Projekt „Natursport.Umwelt.Bewusst“ entwickelt der DWV am Beispiel Geocaching Instrumente für ein möglichst harmonisches Miteinander unterschiedlicher Interessengruppen in der Natur. Dass dies nötig ist, zeigen mancherorts vehement ausgetragene Konflikte nicht nur zwischen Natursportlern wie Geocachern, Mountainbikern und Wanderern, sondern auch zwischen Natursportlern und Waldbesitzern oder Jägern. Auch die Planung von Natursport-Infrastruktur stößt wegen scheinbar unauflösbarer Interessenkonflikte zunehmend an ihre Grenzen. Dabei fördert das aktive Erleben der Natur nachweislich das Natur- und Umweltbewusstsein der Menschen und ist damit ein wichtiger gesellschaftlicher Faktor im Natur- und Umweltschutz.

Um Interessenkonflikte zu entschärfen, hat der DWV im Rahmen seines Projektes „Natursport.Umwelt.Bewusst“ ein Dialogkonzept entwickelt, welches er in Dortmund erstmals vorstellt. Das Konzept in Form eines Ratgebers gibt Hilfestellungen für einen gleichberechtigten Dialog und den Austausch unterschiedlicher Sichtweisen. Denn nur so können Konfliktlösungen gefunden werden, die später von allen Beteiligten vertreten werden. Der Ratgeber enthält neben einer kurzen theoretischen Einführung viele praktische Tipps zur Vorbereitung und Gestaltung des Dialogs sowie Best Practice-Beispiele. So wird auf den „Runden Tisch Wald und Sport“ in Hessen verwiesen, der erfolgreich eine „Vereinbarung Wald und Sport“ entwickelt hat, welche Natursportlern einen konfliktfreien Aufenthalt in der Natur ermöglicht. Selbst zur Sitzordnung bekommen die Leserinnen und Leser wichtige Hinweise. Es sei sinnvoll, die Dialogbeteiligten als Kreis in der Mitte des Raumes anzuordnen, da die Kreisform für die Gleichrangigkeit aller Teilnehmenden stehe, so der Ratgeber. Erik Neumeyer, Leiter des Projektes: „Mit diesem Dialogkonzept geben wir allen Akteuren im Bereich Naturnutzung ein Hilfsmittel an die Hand, mit dem es möglich ist, Gespräche auf Augenhöhe zu führen. So werden Lösungen ermöglicht, die von allen Beteiligten mitgetragen werden und damit auf eine sehr hohe Akzeptanz stoßen.“

Zentrales Element des Dialogkonzeptes ist es, Verständnis für die Sichtweise des jeweils anderen zu bekommen. Neumeyer: „Jeder Mensch hat einen anderen Blick.“ Um die Vielzahl der Perspektiven auf die Natur und ihre Nutzung deutlich zu machen, starte der DWV zur Pressekonferenz auf seiner Projektwebseite www.natursport-umwelt-bewusst.de eine Videoaktion. In kurzen Filmen äußern sich dort verschiedene Personen zum Miteinander in der Natur. Neben bekannten Persönlichkeiten wie dem Comedian Bernhard Hoëcker oder dem Gründer und Chef der Geocaching-Plattform Groundspeak, Bryan Roth, sprechen viele Natursportler über ihre Erfahrungen und Vorstellungen. „Demnächst werden sich hier auch Jäger und Forstleute äußern, denn die Sammlung soll stetig wachsen und wir wollen möglichst vielen Sichtweisen Gesichter geben. Und dabei sollen alle Seiten zu Wort kommen, denn alle haben ihre berechtigten Interessen. Und wer könnte diese besser rüberbringen, als die Leute selbst?“, so Neumeyer.

Empirische Grundlage der Entwicklung dieser und weiterer Instrumente zur Harmonisierung der Interessen im Natursport war eine Befragung des DWV unter 5.886 Natursportlern im vergangenen Jahr. Es stellte sich nicht nur heraus, dass der Umwelt- und Klimaschutz für alle ein wichtiges Thema ist. Hinsichtlich der Geocacher wurde auch deutlich, dass fast zwei Drittel (65,3%) von ihnen noch nie Probleme mit anderen Naturnutzern hatten. Damit unterscheiden sich Geocacher deutlich von anderen Natursporttreibenden, bei denen es im Durchschnitt 40,4 Prozent waren. Diejenigen Geocacher, die schon Probleme mit anderen hatten, hatten diese meist mit Jagenden (44%). Neumeyer: „Deswegen finde ich es toll, dass der Jagdverband NRW während der Messe ´Jagd und Hund` einen Stand zur Verfügung stellt, an dem Geocacher sich mit Jagenden austauschen. Und deswegen haben wir uns diese Messe ausgesucht, um über unsere Befragungsergebnisse hinsichtlich der Geocacher zu informieren.“
 

Das Dialogkonzept kann im Anschluss an die Pressekonferenz auf der Projektwebseite www.natursport-umwelt-bewusst.de heruntergeladen werden. Dort gibt es auch weitere Informationen zum Projekt und dessen Beirat, in dem sich neben Jägern und Geocachern auch viele andere Interessensgruppen engagieren.


 

Das Projekt „Natursport.Umwelt.Bewusst“ wird gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.

Pressekontakt

Jens Kuhr

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Jens Kuhr

Erik Neumeyer

stellv. Geschäftsführer

Erik Neumeyer