„Wandertourismus ist kein Selbstläufer“

Angesichts des 1. Zukunftsdialoges im Rahmen der Nationalen Tourismusstrategie fordert der Deutsche Wanderverband (DWV), das Wandern als Kernaktivität im Deutschlandtourismus mit hoher wirtschaftlicher Bedeutung stärker in der Nationalen Tourismusstrategie zu berücksichtigen.

DWV-Präsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß: „Wandern ist nicht nur die beliebteste Outdooraktivität im Incoming-Tourismus, es ist auch bei den Einheimischen sehr beliebt: 69 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung sind aktive Wanderer – mehr als die Hälfte wandert auch im Urlaub. Wanderer geben in Deutschland jedes Jahr 3,7 Milliarden Euro für ihre Ausrüstung aus. Dazu bezahlen Wanderer jährlich 7,8 Milliarden Euro in den Wanderregionen, die sie besuchen. Davon entfallen etwa 58 Prozent auf die Gastronomie, rund 18 Prozent auf den Lebensmitteleinzelhandel und etwa 14 Prozent auf die Beherbergungsbetriebe. Die daraus resultierenden rund 144.000 Arbeitsplätze kommen insbesondere dem ländlichen Raum zu Gute. 

Grundlage für den Wandertourismus ist eine im Moment noch überwiegend ehrenamtlich geschaffene und gepflegte Wanderinfrastruktur mit insgesamt rund 300.000 Kilometern Wanderwegen. Aufgrund demographischer und gesellschaftlicher Veränderungen wird die nachhaltige und verlässliche Sicherung der Wanderinfrastruktur künftig ohne finanzielle Förderungen nicht mehr möglich sein. Wandertourismus ist kein Selbstläufer. Im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit des Deutschlandtourismus muss es eine bundesweite finanzielle Unterstützung der Wanderwegeinfrastruktur geben. In Ländern wie der Schweiz und Frankreich ist dies längst üblich. Der Erhalt der Infrastruktur ist besonders für den ländlichen Raum substantiell. Er muss zur Pflichtaufgabe von Gebietskörperschaften werden. Nur wenn hier in der Fläche dauerhaft und verlässlich unterstützt wird, ist die Zukunft dieses wirtschaftlich bedeutsamen Tourismuszweiges gewährleistet. Gesonderte Projektförderungen etwa für Leuchtturmwege allein können dies nicht leisten. 

Zur Erschließung des wirtschaftlichen Potentials des Wandertourismus gehören neben der Wanderinfrastruktur Gastbetriebe entlang von Wanderwegen. Auch diese Einkehrmöglichkeiten, zu denen Wanderheime, landwirtschaftliche Betriebe sowie Straußen- oder Besenwirtschaften zählen, müssen für den Wandertourismus insgesamt unterstützt werden. Hier passiert derzeit durch eine Überbürokratisierung etwa in Form komplizierter Auflagen eher das Gegenteil. Vereinfachungen von Auflagen und der Abbau administrativer Belastungen sind nötig. 

Sowohl die flächenhafte und verlässliche finanzielle Förderung von Wanderinfrastruktur als auch der Bürokratieabbau für Gastbetriebe sind unabdingbar für einen funktionierenden Wandertourismus. Beides darf deswegen in der Nationalen Tourismusstrategie nicht fehlen.“ 

Die Eckpunkte der nationalen Tourismusstrategie hat die Bundesregierung im April 2019 beschlossen. Die Ideen daraus werden nun bis Mai dieses Jahres in sechs so genannten Zukunftsdialogen mit Expertinnen und Experten aus der gesamten Branche diskutiert. Thema des 1. Zukunftsdialoges am 21. Januar in Gelsenkirchen sind die wirtschaftlichen Potenziale des Tourismus.

Pressekontakt

Jens Kuhr

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Jens Kuhr