Zu Fuß gehen als klimafreundliche Mobilitätsart braucht Anerkennung

Angesichts des 3. Zukunftsdialoges im Rahmen der Nationalen Tourismusstrategie fordert der Deutsche Wanderverband (DWV), das zu Fuß gehen als klimafreundliche Mobilität in Deutschland und damit im Deutschlandtourismus stärker zu berücksichtigen.

DWV-Präsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß: „Obwohl das zu Fuß gehen wie auch das Wandern sicher die klimafreundlichste Mobilitätsart ist, wird es in Klimaschutzprogrammen noch in der Nationalen Tourismusstrategie gesondert hervorgehoben. Anlässlich des 3. Zukunftsdialoges sei anzumerken, dass nahezu jede „letzte Meile“ in der Mobilitätskette im Freizeit- und Tourismusbereich zu Fuß erfolgt. Als touristisches Angebot selber sind dem klassischen Wandern, den urbanen Spaziergängen oder Stadtwanderwegen in seiner Bedeutung mehr Aufmerksamkeit zu geben.

 

Die klimafreundliche und gesundheitsfördernde Mobilitätsart „Gehen“ ist zu einer Massenbewegung geworden und sichert allein im Freizeitmarkt Wandern in ländlichen Regionen rund 144.000 Ar-beitsplätze mit einem Umsatz von 11,1 Milliarden Euro pro Jahr. Nicht berücksichtigt sind dabei die Ausgaben für die An- und Abreise sowie die Ausgaben der vielen ausländischen Gäste, von denen 13 Prozent während ihres Urlaubs in Deutschland wandern. Bisher wirtschaftlich nicht beleuchtet ist das Gehen und dessen Bedeutung im urbanen Kontext. Die sicheren Fußwege zu Kultureinrichtungen wie Theater und Museum oder naturnahe Stadtspaziergänge entlang von Wasserläufen bis hin zu Stadtwanderwegen durch Stadtteile oder Parklandschaften sind nur Beispiele, die Gästen attraktive Angebote bieten, z.T. sogar zur Aufenthaltsverlängerung motivieren.
 

Doch nicht nur im Hinblick auf wirtschaftliche Faktoren, sondern auch hinsichtlich Klimaschutz-Aspekten ist die Entwicklung und Pflege naturbelassener Infrastruktur für den Wander- und Fußverkehr essentiell. Insofern ist es nicht akzeptabel, wenn bundesweit zunehmend Lückenschlüsse etwa bei Ausbau von Straßen, Erschließung von Neubaugebieten, Erreichbarkeit von Windkraft-anlagen, Neuanlagen von Fahrradwegen, etc. auf Kosten der Fußgänger vorgenommen werden, ohne dass es naturbelassene Ausgleichsinfrastruktur gibt. Der Ausbau darf nicht zu Lasten von Geh-, Verbindungs- oder Freizeitwegen gehen, sondern sollte zu Lasten des motorisierten PKW-Verkehrs geschehen. Zusätzlich sind in den Klimaschutzprogrammen neben der Förderung des Radverkehrs auch die Förderung von Fußwegen und besonders naturnahen Wegen aufzunehmen.
 

Weiter ist die Sicherung, Koordinierung und der Ausbau der Infrastruktur für das Wandern als nachhaltig touristischer Baustein in der Nationalen Tourismusstrategie stärker hervorzuheben. Die Wanderwegeförderung zählt bei den Kommunen meist nur zu den freiwilligen Aufgaben, sie benötigt eine höhere Priorität. Langfristige Pflege, Instandhaltung und vor allem auch die digitale Erfassung der Daten müssen gesichert werden, dafür ist eine bundes- und länderweite finanzielle Unterstützung der Wanderwegeinfrastruktur nötig, wie in der Schweiz oder in Frankreich. Die skizzierten Aufgaben müssen zu Pflichtaufgaben von Gebietskörperschaften werden. Nur wenn hier dauerhaft und verlässlich unterstützt wird, ist die emissionsfreie Fortbewegungsart „Gehen und Wandern“ als Teil von Mobilität in Deutschland gesichert.
 

Für die Touristische Inwertsetzung der Wanderdestinationen immens wichtig ist die Erreichbarkeit der Wanderangebote. Sie muss verbessert werden. Auch dies sollte die Nationale Tourismusstrategie beinhalten, etwa indem sie eine Vernetzung verschiedener Verkehrsträger bei der An- und Abreise auch über Verwaltungs-grenzen hinweg vorsieht. Nötig sind außerdem nachhaltige Verkehrskonzepte im Umfeld von Ballungszentren zur Befriedigung des hohen Naherholungsbedarfs. Insgesamt gilt es, den öffentlichen Verkehr in touristische Mobilitätskonzepte zu integrieren, um Wanderangebote auch für bislang nicht wanderaffine Bevölkerungsgruppen zu öffnen.
 

Die Eckpunkte der nationalen Tourismusstrategie hat die Bundesregierung im April 2019 beschlossen. Die Ideen daraus werden nun bis Mai dieses Jahres in sechs so genannten Zukunftsdialogen mit Expertinnen und Experten aus der gesamten Branche diskutiert. Der Deutsche Wanderverband ist durch die Geschäftsführerin Ute Dicks beim 3. Zukunftsdialog beteiligt.

Pressekontakt

Jens Kuhr

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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