Zwischen Forstwirtschaftler*innen, Naturschützer*innen und Erholungssuchenden im Wald ergeben sich immer wieder Reibungspunkte. Ein neues Projekt des Deutschen Wanderverbands möchte einen Beitrag für ein besseres Miteinander leisten.

Der Wald ist nicht nur ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sondern auch ökonomische Nutzfläche und – insbesondere durch die Corona-Pandemie – ein zunehmend beliebter Erholungs- und Freizeitort für Menschen. Diese drei Funktionen koexistieren längst nicht immer konfliktfrei. Spannungen und Unzufriedenheit verstärken sich insbesondere dann, wenn Natursportler*innen und Erholungssuchende von offiziellen Waldwegen abweichen und stattdessen auf informellen Pfaden unterwegs sind. Nicht selten werden diese informellen Routen digital aufgezeichnet und auf verschiedenen Plattformen (z.B. outdooractive, komoot, etc.) anderen User*innen zur Verfügung gestellt. So spannend dies für die nutzenden Personen sein mag, schwächt es doch die klassische Besucherlenkung (Wegweisung, Markierung und Infotafeln) und kann die Natur und nicht zuletzt auch die Waldbesucher*innen selbst gefährden.

Der Wald erfüllt unterschiedliche Funktionen: Er ist ökologischer Schutzraum, ökonomische Nutzfläche und Erholungsort in einem.
Der Wald erfüllt unterschiedliche Funktionen: Er ist ökologischer Schutzraum, ökonomische Nutzfläche und Erholungsort in einem. © pixabay

Projektbeschreibung

 

Das Projekt „Open Data und digitale Lenkung für Besucher*innen – Handlungsbedarf, Regelungsmöglichkeiten & Kommunikation im Wald“, das vom Deutschen Wanderverband durchgeführt wird, hat es sich zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zur Harmonisierung von forstlicher Nutzung, Erholungsnutzung und dem Schutz sensibler Ökosysteme im Wald zu leisten. Zu diesem Zweck sollen möglichst universelle Lösungsansätze entwickelt und erprobt werden, die bevorzugt Open Data-basiert arbeiten und eine möglichst konkrete und niedrigschwellige Hilfestellung für Waldakteur*innen bieten. Dies soll im intensiven Austausch mit sowie zwischen den verschiedenen Akteursgruppen passieren. Insofern trägt das Projekt zur Verbesserung von Kommunikationsprozessen und zur Bildung von starken und handlungsfähigen Netzwerken bei. 


Im Rahmen des Projekts werden zunächst drei Modellregionen ausgewählt, von denen jede ein möglichst breites Spektrum an Raum- und Bevölkerungsstrukturen abbildet. Dies ist notwendig, damit die erarbeiteten Ergebnisse später auf andere Kontexte übertragbar sind. Vor Ort geht es dann um die Identifikation von (möglichen) Konflikten: In Zusammenarbeit mit lokalen Akteur*innen werden ausgeschilderte Wanderwege untersucht und mit informellen Wegeführungen auf Routenportalen abgeglichen, sodass Hinweise zu möglichen Konflikten gewonnen werden können. Auf dieser Grundlage werden dann gemeinsam Lösungsansätze erarbeitet.
 

In einem zweiten Schritt sollen aus den Lösungsansätzen, die in den Modellregionen erarbeitet wurden, möglichst universell gültige abgeleitet werden. Sie sollen dazu dienen, den betroffenen Waldakteur*innen konkret Hilfestellung zu leisten und auch in anderen Regionen anwendbar sein.

 

Das Projekt hat eine Laufzeit bis August 2025. Gefördert wird es durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

Modellregionen gesucht!

Für die Durchführung des Projekts sucht das Projektteam aktuell drei Regionen, anhand derer die oben beschriebenen Konflikte in einem ersten Modell identifiziert und Lösungen erarbeitet werden können.

Wenn Sie sich vorstellen können, mit Ihrer Region am Projekt teilzunehmen, füllen Sie bitte unseren Projektsteckbrief aus und senden Ihn per E-Mail an das Projektteam (Kontakt siehe unten).

 

Bevorzugt werden Modellregionen berücksichtig, die sich als „Tandem“ bewerben. Darunter verstehen wir Interessensbekundungen von bereits bestehenden Netzwerken aus Waldakteur*innen, Wandervereinen, Touristiker*innen etc.

  • Bei den Modellregionen sollte es sich um waldreiche Regionen handeln, die folgende Voraussetzungen erfüllen:

    • Relevanz für Outdoor-Aktivitäten (v.a. Wandern und Mountainbiken)
    • starke Präsenz des vorhandenen Wegenetzes in Online-Routenportalen
    • Vorhandensein potenzieller Gefahrenstellen, die bei der Routenplanung berücksichtigt werden müssen
    • anteiliges Vorhandensein von Schutzgebieten
    • Bereitschaft zur Netzwerkbildung
    • Offenheit für kooperative Lösungsansätze

     

    Folgende Parameter werden bei der Auswahl der Modellregionen zugrunde gelegt:

    • Gebietsgröße ca. 50 - 100 km² (eine teilräumliche Betrachtung ist möglich)
    • Unterschiedliche Eigentumsverhältnisse (Staats-, Kommunal-, Privatwald)
    • Landschaftliche Voraussetzzungen für die Erholungsnutzung
      • Abwechslungsreiche Landschaften
      • entweder eine starke Stadt-Umlandbeziehung oder ländlicher Raum
      • attraktive Erholungsinfrastruktur
    • Ausprägung der Erholungsnutzung
      • hohe touristische/freizeitliche Nutzung und Wegedichte
      • Nutzung durch verschiedene Freizeitsportarten
      • bestehende Nutzungskonflikte
      • Auswirklungen auf den Wald (Handlungsbedarf)
    • Kooperative Strukturen in der Region
      • konkrete Ansprechpartner*innen
      • vorhandene Netzwerke
      • verschiedene Interessensgruppen

     

    Suchräume für die Modellregionen sind vorzugsweise bekannte und touristisch in Wert gesetzte Waldgebiete in denen Handlungsbedarf besteht.

  • Die beteiligten Modellregionen werden in das Projekt eingebunden und können sich so aktiv einbringen. Das Projektteam wird mit Unterstützung von externer Moderations- und Beratungskompetenz in allen Modellregionen Datenanalysen über die Konflikte entlang der Wegenetze durchführen und die Moderation in geplanten Workshops zur Ak-teur*innen-Beteiligung übernehmen. Grundsätzlich erlangen die beteiligten Regionen durch die Zusammenarbeit mit dem DWV weitere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.
    Im Rahmen der Entwicklung von Lösungsansätzen werden die Akteur*innen aus den Modellregionen zudem zum Thema Tourenportale, Routenempfehlungen und Open Data geschult. 
    Ein Meilenstein in diesem Projekt ist die Entwicklung eines digitales Beratungstools, das niederschwellig unterschiedlichen Nutzer- und Nutzerinnengruppen Handlungsempfehlungen für verschiedene Situationen im Wald auf einer Datenbank zur Verfügung stellt.

    Nicht Bestandteil des Projektes ist die Bereitstellung von Finanzmitteln für zusätzliche Maßnahmen, die neben oder nach der Projektdurchführung in den Modellregionen anfallen.

Das Projekt-Team

Bei Fragen zum Projekt wenden Sie sich gern an uns. 

Förderung 

Das Projekt wird gefördert mit Mitteln des  Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) mit Zuordnung zur Charta für Holz 2.0 (Handlungsfeld Wald und Holz in der Gesellschaft)