Seit 140 Jahren für die Gesellschaft aktiv

„Von Beginn an stand der Deutsche Wanderverband im Dienst unserer Gesellschaft“, sagt Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß, Präsident des Deutschen Wanderverbands (DWV). Seine Mitglieder planen und pflegen Wanderinfrastruktur, setzten sich in Politik und Verwaltung für die Belange Wandernder ein, kümmern sich um den Naturschutz und fungieren besonders während Krisen immer wieder als gesellschaftlicher Kitt. Vielfältiger könnte ein Engagement kaum aussehen. Seit140 Jahren.

Wandernde während des 40. Deutschen Wandertags in Burg an der Wupper im Jahr 1931. Schon damals war der ÖPNV wichtig, um zum Start einer Wanderung und nach der Tour wieder zurück zu kommen.
Wandernde während des 40. Deutschen Wandertags in Burg an der Wupper im Jahr 1931. Schon damals war der ÖPNV wichtig, um zum Start einer Wanderung und nach der Tour wieder zurück zu kommen. | © Foto: Aus dem Nachlass von Eduard Müller

Als der Deutsche Wanderverband am 14. Mai 1883 unter dem Namen „Verband Deutscher Touristen-Vereine“ in Fulda gegründet wurde, lautete der Vereinszweck zunächst, „das Touristenwesen in Deutschland im Allgemeinen zu fördern“. Um das zu erreichen, setzten sich die Verbandsmitglieder für Verkehrserleichterungen ein, zum Beispiel für ermäßigte Fahrpreise für Eisenbahnen und Dampfschiffe. 

 

Rauchfuß: „Im Prinzip war damals schon angelegt, woran wir noch heute arbeiten. Damals wie heute setzen wir uns ein für einen verbesserten und sozialverträglichen ÖPNV.“ Von Anfang an legten die Wandervereine Wege an, markierten sie und veröffentlichten Wanderbücher, um die Attraktivität der Wanderregionen zu erhöhen. „Das war wie heute eine Förderung des ländlichen Raumes durch den Wandertourismus“, sagt der Verbandsvorsitzende.

„Von Beginn an hat das Wandern den ländlichen Raum gefördert“
140 Jahre DWV_Statement Präsident
  DWV-Präsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß 

Dr. Gerrit Himmelsbach, Vorstand Kommunikation im Spessartbund und aktiv für den Vorstand des DWV, ergänzt, dass auch die Kulturarbeit, die immer eng mit dem Tourismus verwoben gewesen sei, bereits damals eine große Rolle spielte: „Im Kulturbereich ist immer was passiert.“ Auch die später vom DWV entwickelte Qualitätsinitiative „Wanderbares Deutschland“ sei damals bereits angelegt worden. So empfahlen DWV-Mitglieder wie der Taunus- und der Rhönklub schon sehr früh Gasthöfe, die sich auf die Bedürfnisse auch größerer Gruppen von Wandernden eingestellt hatten.

Natürlich waren auch geführte Wanderungen seit jeher Kern der Arbeit im Verband. Karin Kunz, Geschäftsführerin der Heimat- und Wanderakademie Baden-Württemberg: „Die Wanderführer*innen-Ausbildung wurde zunächst in den einzelnen Vereinen selbst organisiert. Ausgehend von einem in Baden-Württemberg entwickelten Curriculum habe der Verband dann 1998 die bundesweit einheitliche und sehr vielseitige Ausbildung zur DWV-Wanderführer*in® eingeführt. Sie sei entsprechend neuer Bedürfnisse immer wieder angepasst und ergänzt worden, etwa um erlebnispädagogische Elemente oder hinsichtlich kommunikativer Fähigkeiten. 

 

„2009 kam das DWV-Gesundheitswandern© dazu und 2013 Fortbildungsangebote zum Schulwandern“, so Kunz. Das Schul- und Jugendwandern bestimmte sehr früh die Arbeit des DWV. Bereits die Mitgliederversammlung 1908 behandelte die Förderung des Schul- und Jugendwanderns. Mit der Deutschen Wanderjugend gründete sich 1952 die Jugendorganisation des DWV, in der heute etwa 100.000 Kinder und Jugendliche organisiert sind.

„Heute müssen wir uns etwas einfallen lassen, um die Menschen zu begeistern“
Karin Kunz, Geschäftsführerin der Heimat- und Wanderakademie 
Baden-Württemberg

Von Beginn an betrieben die DWV-Mitgliedsorganisationen selbst Aussichtstürme und Häuser für Wandernde. „Bei uns im Spessart bieten diese oft kleinen Häuser bis heute regionale Besonderheiten wie Apfelwein, Kochkäse oder Rippchen mit Sauerkraut“, so Himmelsbach, der sich im DWV für das Thema Kultur engagiert und Kulinarik als einen wesentlichen Aspekt davon versteht. Insgesamt werde dieser Begriff von den Vereinen schon immer sehr unterschiedlich gefüllt. So beschäftige sich der Spessartbund viel mit Archäologie während etwa im Schwäbischen Albverein Musik und Tanz viel Platz einnähmen. 

 

Für Vielfalt im DWV sorge von Beginn an noch etwas anderes: „Die DWV-Mitglieder definieren sich nicht durch Landesgrenzen, sondern entlang von Mittelgebirgen oder anderen Kulturlandschaften mit jeweils besonderer Kultur.“ Die Auseinandersetzung damit schafft laut Himmelsbach regionale Identität und sorge für bürgerschaftliches Engagement: „Menschen engagieren sich für das, was sie kennen.“ 

 

Das zeige sich zunehmend auch anlässlich des „Tages des Wanderns“ um den 14. Mai, dem Gründungstag des Verbands. „Hier stellen Vereine und Ortsgruppen ihr vielfältiges Engagement zunehmend ins Schaufenster, zugleich wird das Interesse in der Öffentlichkeit und von Politikern an diesem Tag immer größer“, sagt Himmelsbach. 

„Menschen engagieren sich für das, was sie kennen“
Dr. Gerrit Himmelsbach, 
Vorstand Kommunikation Spessartbund, aktiv für den Vorstand des DWV

Über viel Interesse freut sich auch Karin Kunz, die neben ihrer Tätigkeit für die Wanderakademie beim Schwäbischen Albverein, der größten DWV-Mitgliedsorganisation, für den Fachbereich Wandern zuständig ist und das „Ü30-Wandern“ mitentwickelt hat. Dabei treffen sich 30 bis 50-jährige zum Wandern und finden viele gemeinsame Gesprächsthemen, weil alle in ähnlichen Lebenssituationen stecken. Ebenso beliebt sei das Projekt „Lust am Wandern“, im Rahmen dessen sich Menschen mit kognitiven sowie anderen altersbedingten Einschränkungen und ihre Angehörigen zum Wandern treffen. Kunz: „Bis vor etwa 50 Jahren kamen die Menschen scharenweise in die Vereine und Ortsgruppen, ohne dass diese aus heutiger Sicht Besonderes boten. Das war ein Selbstläufer. 

 

Heute müssen wir uns etwas einfallen lassen, um die Menschen zu begeistern, zum Beispiel Angebote für spezielle Zielgruppen, thematische Wanderungen oder den Besuch eines besonderen Gasthofes während der Tour.“ Um Vereine attraktiv für neue Mitglieder zu machen, seien Angebote wie Waldbaden oder Yogawandern nötig, die sich Individualwandernde nicht oder nur schwer selbst organisieren könnten. „Vor 100 Jahren war es schwer für die Leute, den Weg zu finden. Heute gibt es dafür praktische Apps“, so Kunz.

 

Christine Lieberknecht, ehemalige Ministerpräsidentin Thüringens und über 25 Jahre Verbandspräsidentin des Thüringer Wanderverbands, sieht in der Vielfalt eine der Stärken des DWV. Neben der Diversität der Landschaft und der ökologischen Vielfalt am Wegesrand sieht sie eine soziale Dimension: „Bei uns finden Ältere und Jüngere ebenso eine Heimat wie Menschen unterschiedlicher Ausbildungen und Herkunft oder mit Einschränkungen. Wandern ist Begegnung und gibt Halt.“ Es sei immer wieder auch der Kitt für die Gesellschaft gewesen, etwa während der Corona-Pandemie, als die Menschen sich beim Wandern trafen und so die Belastungen durch die Lockdowns etwas abfederten. 

 

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands waren die neu gegründeten Wandervereine im Osten Deutschlands wichtig. Lieberknecht: „Ab 1990 verloren viele 50- bis 60-jährige ihren Job, da klaffte bei vielen Menschen auf einmal eine große Lücke. Sich im Verein zu engagieren half sehr. Das war die Möglichkeit, wieder aktiv und sinnvoll für die Gesellschaft zu arbeiten.“ Für die ehemalige Ministerpräsidentin ist dies einer der vielen positiven Effekte des Wanderns. Weitere seien die gesundheitlichen Effekte sowie ein nahezu CO2-freier Fußabdruck, den Wandernde bei ihrer Freizeitbeschäftigung hinterließen und so auch etwas für die Bewahrung natürlicher Ressourcen täten.

„Besonders beim Fußverkehr sind wir seit 140 Jahren Experten“
Christine Lieberknecht
ehemalige Ministerpräsidentin Thüringens und 
über 25 Jahre Verbandspräsidentin des Thüringer Wanderverbands

Für Lieberknecht ebenfalls wichtig: Wandern kennt keine Grenzen. Fast alle Thüringer Wandervereine hätten Verbindungen in die Nachbarländer. Und selbst in der DDR habe das Wandern etwa mit dem Internationalen Bergwanderweg der Freundschaft von Eisenach nach Budapest immer auch einen verbindenden Charakter gehabt und für Toleranz gesorgt. „Wandern verbindet“, sagt sie, „es sorgt seit jeher für ein gutes Miteinander.“

 

DWV-Präsident Rauchfuß sieht den Verband auch deswegen als kompetenten Berater wenn es darum geht, das Miteinander verschiedener Akteure in der Landschaft zu begleiten. „Hier gibt es eine lange Tradition, die wegen des zunehmenden Drucks auf unsere Landschaften immer wertvoller wird“, so Rauchfuß. So habe der Verband im Jahr 2019 die Resolution „Ein Raum - viele Perspektiven“ beschlossen, in der der DWV feststellt, dass alle Natursporttreibenden grundsätzlich das Recht auf ein Naturerleben haben und Waldeigentümer, Forst- sowie Landwirtschaft als „Gastgeber“ eine wichtige gesellschaftliche Rolle übernehmen.

 

Ein Feld, das durch besonders viele und manchmal kaum in Übereinstimmung zu bringende Perspektiven gekennzeichnet ist, ist der Naturschutz. Bereits im Jahr 1900 erhob der Verband den „Schutz der Naturschönheiten“ zu seinen Verbandszielen, in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre wurden die Gebirgs- und Wandervereine nach § 29 des damals neu geschaffenen Bundesnaturschutzgesetzes als Naturschutzverbände anerkannt. 

 

Seitdem werden sie bei Eingriffen in den Naturhaushalt an öffentlichen Naturschutzplanungen beteiligt. Der DWV-Präsident weißt auf einen Spagat hin, den der DWV gerade bei diesem Thema immer wieder leisten muss: „Wir sind zugleich Naturschützer und Naturnutzer, treten ein für den Erhalt von Biotopen oder naturnahen Wegen aber auch für den Erhalt des Freie Betretungsrechts.“ Himmelsbach sieht im Naturschutz eine wichtige Schnittstelle zur Kultur. Beides hänge in der vom Menschen geprägten Kulturlandschaft eng zusammen. „Hecken, Streuobstwiesen, Steinbrüche oder Alleen: All das kann charakteristisch sein für die Kultur einer Region und all das sind wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen“, so Himmelsbach.

 

Ein anderes Beispiel nennt Lieberknecht. Das Grüne Band. Es sei Schutzraum für eine einzigartige Artenvielfalt und mache zugleich die ehemalige deutsch-deutsche Grenze erlebbar. Mit seinen Gedenkstätten und Museen zeige es nicht nur, wie die Diktatur funktioniert habe, sondern auch den Wert von Demokratie „und dass es lohnt, etwas für deren Erhalt zu tun“. 

 

Lieberknecht freut sich darüber, dass der DWV gerade dabei ist, für den Thüringer Teil des Grünen Bandes eine Wanderwegekonzeption zu erarbeiten, die all diese Aspekte beinhalte. Hier wie auch bei vielen anderen Themen wie der Zukunft des Waldes oder des Tourismus ist die Expertise des DWV gefragt. „Aber besonders beim Fußverkehr sind wir seit 140 Jahren Experten“, so die ehemalige Ministerpräsidentin. Himmelsbach ergänzt: ,,Beratung, Stellungnamen und Lobbyarbeit etwa in Form eines geschlossenen Auftretens gegenüber Politik und Behörden waren schon kurz nach der Gründung des Verbands wesentliche Aufgaben des DWV.“

 

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Pressekontakt

  • Jens Kuhr

    Jens Kuhr

    LEITUNG PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
    E-Mail: j.kuhr@wanderverband.de
    Telefon: 
    05 61-9 38 73-14