Einmal bei schwarzer Dunkelheit durch die Landschaft laufen oder im hellen Mondschein wandeln. Interessante Wolkenbilder oder nachtaktive Tiere machen eine Nachtwanderung zu einem eindrucksvollen Erlebnis.
Aktivitäten bei einer Nachtwanderung:
Nachtstille: Eine bestimmte Wegstrecke wird schweigend gegangen. Wenn neben den Schritten nur noch das Wispern der Bäume, das Knacken von Zweigen und vereinzelte Tierstimmen zu hören sind, ist das für viele Kinder- und Jugendliche ein spannendes Erlebnis.
Variante: Die Schüler*innen suchen sich allein am Rand eines offenen Geländes eine persönliche Waldnische und konzentrieren sich einige Minuten lang voll auf alles Hörbare. In den gemeinsamen Kreis zurückgekehrt, werden die registrierten Geräusche verglichen und gedeutet.
Alleinsein: Diese Aktivität erfordert schon etwas an Mut von den Schüler*innen und kann optimal in der späten Dämmerung oder kurz vor dem Erreichen eines Rastplatzes durchgeführt werden. Man fordert dabei die Schüler*innen auf, das letzte, rund 150 Meter lange Wegstück einzeln, sozusagen mutterseelenallein, zu gehen. Wichtig ist, dass der Weg möglichst gut befestigt und eindeutig verfolgbar ist und mindestens zwei Betreuer*innen vorhanden sind. Eine Begleitperson geht bis zum Rastplatz vor und erwartet dort die ersten Einzelgänger*innen, die von der zweiten Begleitperson in hinreichenden Abständen auf die Strecke geschickt werden. Wer sich diese „Mutprobe" nur in Begleitung eines anderen zutraut, kann sich mit einem Laufpartner zum Schluss einreihen.
Hinweis an die Schüler*innen: Bei aufkommendem Schauder sollten sie nicht schneller gehen oder laufen, sondern stattdessen lieber stehen bleiben und auf den/die nächste/n Schüler*in warten, ohne diese/n dabei zu erschrecken. Eine Variante besteht darin, entlang des Weges Lichter aufzustellen (Kerzen in Gläsern), um den Schüler*innen Anhaltspunkte zu bieten. Dabei sollte es jedoch dunkel genug sein, um den Effekt der leuchtenden Kerzen zu erhöhen. Zudem sollte die Frage der Waldbrandgefahr vorher geklärt werden.
Eulen und Fledermäuse: Spannend und hörsensibel zugleich geht es bei „Eulen und Fledermäuse" zu, für das es stockdunkel sein muss. Ansonsten sollten die Lehrer*innen Augenbinden für alle Schüler*innen dabei haben. Die Spielfläche ist ein klar begrenzter Hochwald mit hindernisfreiem Boden. Die Schüler*innen verteilen sich auf drei möglichst gleichstarke Gruppen, die einander als Eulen sowie kleine und große Fledermäuse finden müssen. Dabei betreten die Eulen den Wald von vorne, die beiden Fledermausarten von entgegen gesetzten Seiten. Jeder muss sich nun durch ein leises Geräusch als Mitglied seiner Gruppe zu erkennen geben, die Eulen etwa durch ein dunkel-langgezogenes Pfeifen nach Art eines Waldkauzes, das sie alle 10 Sekunden wiederholen, die großen Fledermäuse durch ein vorsichtiges Klatschen und die kleinen durch Fingerschnippen. Aufgabe der klatschenden Fledermäuse ist es nun, einen schnippenden Partner zu finden und umgekehrt. Dabei werden sie von den Eulen verfolgt, die partnerlose Fledermäuse abklatschen. Erfolgreiche Fledermauspaare oder Eulen mit Opfern ziehen sich an den Waldrand zurück. Das steht natürlich auch jedem frei, dem die Sache mittendrin zu unheimlich wird.
Lichterparade: Auch wenn sie in der Regel nicht gebraucht wird, sollte jede/r Schüler*in für unvorhergesehene Ereignisse und hindernisreiche Teilstrecken eine Taschenlampe im Gepäck haben. Für eine beeindruckende Illumination/Beleuchtung spezieller Ziele können sie besonders gut eingesetzt werden. Wenn etwa alle Teilnehmer gleichzeitig ihren Strahl auf die Wasserfläche eines umrundeten Teiches, das Mauerwerk historischer Ruinen oder auf einen schmalen Bergpfad richten, kann das zu außergewöhnlichen Effekten führen, insbesondere wenn die Gruppe im Gänsemarsch marschiert oder geschickt über das Ruinengelände verteilt wird. Danach sollte die Lampe aber sogleich wieder eingepackt werden. Die besondere Atmosphäre eines alten Gemäuers bietet sich z.B. hervorragend für das Vorlesen einer Geschichte an.
Nächtliche Begegnungen: Wer eine Nachtwanderung noch abwechslungsreicher gestalten will, kann mithilfe von weiteren Personen interessante Begegnungen inszenieren. Eine verkleidete Fee, die auf einer Waldlichtung sitzt und Rätsel verteilt, schafft beispielsweise eine unvergleichliche und geheimnisvolle Atmosphäre. Genauso gut können aber auch Treffen mit realen Personen arrangiert werden, zum Beispiel mit Menschen, die typischerweise nachts im Einsatz sind, wie Förster, Jäger oder Vogelkundler. Diese können Auskunft über ihre Tätigkeit geben oder von der Schulklasse begleitet werden. Ob zuvor in der Schule das Sonnensystem durchgenommen wurde oder sich alle einfach so auf eine (trockene) Wiese legen – es ist immer wieder beeindruckend den Sternenhimmel bei Nacht zu betrachten! Wer kennt Sternbilder oder kann etwas Wissenswertes erzählen? Und mit etwas Glück kann eine Sternschnuppe erblickt werden. Wann diese gehäuft auftreten, kann im Internet recherchiert werden.
Lagerfeuer: Ein Lagerfeuer im Dunkeln ist immer ein besonderes und schönes Erlebnis. Das Knistern der Äste, die lodernden Flammen und der leichte Schwefelgeruch schaffen eine wunderbare Gemütlichkeit. Dabei sind einige Vorbereitungen notwendig, um das Feuer rasch in Gang zu bekommen (trockenes Papier und Holz zunehmender Stärke vor dem Anzünden kegelförmig aufschichten). Kartoffeln, Stockbrot, Schokobananen oder Würstchen über der Glut gegart schmecken jetzt besonders gut. Doch aufgepasst: Das Lagerfeuer darf dabei nur auf öffentlichen Grillplätzen oder in Absprache mit dem zuständigen Förster entzündet werden. Nicht ganz problemfrei ist der Moment des Aufbruchs. Nach vollständigem Löschen der Glut (mit Wasser oder Erde) steht der Wald plötzlich drohend vor uns, und der Weg ist nur noch als schwarz gähnendes Loch wahrzunehmen. Jetzt hilft eine kurze Adaptionspause, das heißt den Augen genügend Zeit lassen, sich auf die Dunkelheit einzustellen. Hier könnte zur Überbrückung und Gewöhnung der Augen ein kleines Spiel eingebaut werden.