"Gehen in der Stadt" ist facettenreich und reicht von der Bewältigung von Alltagswegen bis hin zum Stadtwandern. Das "Gehen in der Stadt" umfasst Begrifflichkeiten wie Urban Hiking, Walkability oder Promenadologie. Eine Annäherung. 

  • Die Entwicklung des Deutschen Wanderverbandes.

    Die Wanderbewegung und damit die Aktivitäten des Deutschen Wanderverbandes (DWV) begannen Ende des 19. Jahrhundert im urbanen Raum – Städter machten sich zu Fuß auf den Weg, die Heimat und die Natur zu erkunden. Eine große Rolle dabei spielte der Ausbau des Eisenbahnnetzes. Damit wurde es auch für normale Bürger möglich, zu reisen. Eine der Aufgaben der Wandervereine war das Anlegen und Markieren von Wanderwegen. Viele historische Wanderwege beginnen und Enden deshalb an Bahnhöfen.

  • “Urban hiking is a form of hiking which takes place in an urban environment, rather than in nature. While on such a hiking expedition, people may explore points of interest around the city they hike in, find new and interesting places in the region, or stop for food in local eateries. Depending on how the trip is organized, it may take only an hour or so, or it may occupy the better part of a day."

    "Stadtwandern ist eine Form des Wanderns, die in einer städtischen Umgebung statt in der Natur stattfindet. Während einer solchen Wanderexpedition können die Leute Sehenswürdigkeiten in der Stadt erkunden, in der sie wandern, neue und interessante Orte in der Region finden oder in lokalen Restaurants essen gehen. Je nachdem, wie die Wanderung organisiert ist, kann sie nur etwa eine Stunde dauern oder den größten Teil des Tages einnehmen." 
  • Die Promenadologie (auch Spaziergangswissenschaft und englisch Strollology) ist eine von Lucius Burckhardt entwickelte kulturwissenschaftliche und ästhetische Methode, die darauf zielt, die Bedingungen der Wahrnehmung der Umwelt bewusst zu machen und die Umweltwahrnehmung zu erweitern. Sie basiert sowohl auf einer kulturgeschichtlichen Analyse von Formen der Umweltwahrnehmung als auch auf experimentellen Praktiken zur Umweltwahrnehmung wie reflexive Spaziergänge und ästhetische Interventionen. Insofern sie neben kultur-wissenschaftlichen auch praktische Anteile und ästhetische Interventionen umfasst, um die Umweltwahrnehmung und das Verhalten in Freiräumen zu ermitteln, griffe eine Einschränkung der Spaziergangswissenschaft auf Wissenschaft ebenso zu kurz, wie eine Ausweisung als künstlerische Methode verfehlt wäre. Sie ist von Planern und Künstlern aufgegriffen und teilweise umgestaltet worden.
    aus Wikipedia
  • Walkability = fußgängerfreundlich, gehfreundlich. Die Erreichbarkeit von wichtigen Punkten, Verbindung von Fußwegen, Ästhetik, Sicherheit. Das Konzept von Walkability findet zunehmend Aufmerksamkeit und Anwendung in der Stadtplanung. Der Trend geht weg von der Planung autofreundlicher hin zu fußgängerfreundlichen Städten. Dabei geht es darum, Ziele zu Fuß sicher und auf attraktiven Wegen zu erreichen. Menschen sollen dazu angeregt werden, zu Fuß zu gehen. Dabei spielt nicht zuletzt der gesundheitsförderliche Aspekt eine Rolle: Bewegungsmangel zählt zu den größten gesundheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit. 
    Kriterien f
    ür Walkability: „Density“ (Dichte), „Diversity“ (Abwechslung / Mischung verschiedener Angebote), „Design“ (Vernetzung / fußgängerfreundliche Wege), „Destination accessibility“ (Erreichbarkeit von Zielen in einer bestimmten Zeit), „Distance to transit“ (Entfernung zum ÖPNV) 
    Ewing/Cer
    vero 2010; Campoli 2012

    Der Deutsche Wanderverband setzt sich ein für den Erhalt naturnaher, attraktiver Fußwege in Städten. 
  • Studie in Frankreich: Baromètre des villes marchables.  Der französische Wanderverband FFRP und drei Fußgängerverbände führten zwischen Dezember 2020 und März 2021 eine Umfrage zu den Bedürfnissen von Fußgängern in Städten durch. 43.000 Französ*innen füllten den Onlinefragebogen komplett aus. 

     

    Hier einige Ergebnisse:

    • 69% der Befragten bemängeln Hindernisse auf Bürgersteigen (Restaurants, Schilder, Mülleimer)
    • 67% bemängeln parkende Autos auf Fußwegen
    • 70% wünschen besser ausgestattete Wege (Bänke, Toiletten, Trinkwasser)
    • 60% fühlen sich durch Autoverkehr belästigt oder gefährdet
    • 54% sehen im Ausbau des Radverkehrs eine Gefahr.
    • Menschen ab 35 wünschen vor allem sichere, breitere, gut instand gehaltene, gut beleuchtete Fußwege, letzteres vor allem Frauen
    • Bei jüngeren (bis 34) kommt hinzu, dass sie Wege im Grünen / begrünte Wege wünschen.

     

    Top fünf der Verbesserungsforderungen:

    1.       Breitere, gut instand gehaltene Fußwege ohne Hindernisse

    2.       Fußwege nur für Fußgänger

    3.       Parken auf Fußwegen stärker ahnden

    4.       Geschwindigkeitsbegrenzungen in Bereichen, in denen Fußgänger unterwegs sind

    5.       Schaffen durchgängiger Fußwegenetze in Städten

     

    Mehr Infos zum 1. französischen Fußverkehrskongress (17. September 2021) und zu den Ergebnissen der Studie gibt es hier